Hamburg - Die
USA haben unter Beteiligung Großbritanniens mit Angriffen auf Afghanistan auf
die beispiellosen Terroranschläge in New York und Washington vom 11. September
reagiert. Eine Chronologie der Ereignisse: Dienstag, 11.
September 2OO1:
Die "nationale
Tragödie" (US-Präsident George Bush) beginnt mit der Entführung von vier
Flugzeugen. Zwei Maschinen werden in die Türme des World Trade Centers (WTC) in
New York gelenkt. Ein Flugzeug rast in das Pentagon, ein weiteres stürzt bei
Pittsburgh ab. Insgesamt 265 Insassen, darunter 19 Terroristen, sterben. Die
beiden WTC-Türme stürzen ein. Das Pentagon brennt. Tausende Tote werden
befürchtet. Die USA stoppen sämtlichen Flugverkehr und versetzen ihre Truppen
in Alarmbereitschaft. Mittwoch, 12. September:
Bundeskanzler Schröder wertet
die Anschläge als "Kriegserklärung an die zivilisierte Welt". Die
NATO betrachtet die Anschläge als Angriff auf die Allianz und stellt erstmals
in ihrer 52-jährigen Geschichte fest, falls der Angriff von außen gekommen
ist, wäre der Bündnisfall gegeben. Donnerstag, 13. September:
Bush spricht von einem
"Krieg mit einer neuen Art von Feind, der sich versteckt". Spuren der
weltweiten Fahndung führen auch nach Hamburg, wo drei der Luftpiraten studiert
haben. US-Außenminister Powell benennt den seit Jahren als Terrordrahtzieher
gesuchten Osama bin Laden erstmals öffentlich als Hauptverdächtigen. Er lebt
in Afghanistan, wo die Taliban herrschen. Freitag, 14. September:
Der US-Kongress ermächtigt den
Präsidenten zum Militäreinsatz und bewilligt umgerechnet 43,5 Milliarden Euro
für den Kampf gegen den Terrorismus und den Wiederaufbau. Powell sagt, "in
Kürze" würden Beweise gegen Bin Laden vorgelegt. Samstag, 15. September:
Bush kündigt einen
"umfassenden Angriff" auf den internationalen Terrorismus und dessen
staatliche Helfer an. Bundesinnenminister Schily sagt, radikal-islamische
Vereinigungen in Deutschland würden verboten. Die US-Flughäfen werden wieder
geöffnet. Sonntag, 16. September:
US-Verteidigungsminister
Rumsfeld erklärt, der Kampf gegen den Terrorismus "werde jahrelang
dauern". In Afghanistan befinden sich hunderttausende Menschen aus Furcht
vor einem US-Militärschlag auf der Flucht. Die Nachbarn Iran und Pakistan
sperren die Grenzen. Montag, 17. September:
Bush sagt, er wolle Bin Laden
"tot oder lebendig". Eine Delegation Pakistans bemüht sich beim
obersten Taliban-Führer Omar in Kandahar vergebens um bin Ladens Auslieferung. Mittwoch, 19. September:
Die USA verlegen mehr als 100
Kampfflugzeuge in die Golfregion und ziehen dort immer mehr Streitkräfte
zusammen. Rumsfeld erklärt, die USA hätten mehrere Länder im Visier, die
Terroristen beherbergen. In einer Sondersitzung sagt der Bundestag mit großer
Mehrheit den USA Solidarität und militärische Hilfe zu. Donnerstag, 20. September:
Etwa 1.000 afghanische
Islam-Gelehrte empfehlen nach zweitägigen Beratungen in Kabul, bin Laden solle
das Land freiwillig verlassen. Der US-Regierung beharrt auf Auslieferung. Freitag, 21. September:
Die Taliban drohen den USA mit
"Heiligem Krieg". 300.000 "Gotteskrieger" stünden bereit. Dienstag, 25. September:
Die geplante Operation wird
"Dauerhafte Freiheit" (Enduring Freedom) genannt. Alle
Ex-Sowjetrepubliken in Zentralasien geben den USA Überflugrechte. Donnerstag, 27. September:
In den USA und Europa wird die
Terrorabwehr mit einem Bündel von Entscheidungen vor allem zur Flugsicherheit
verschärft. Der Bundesrat billigt ein Anti-Terror-Programm der Regierung. Freitag, 28. September:
Der UN-Sicherheitsrat
verpflichtet in einer Resolution alle UN-Mitgliedstaaten dazu, jegliche
Unterstützung terroristischer Organisationen oder Einzeltäter zu unterbinden. Sonntag, 30. September:
Eine Delegation des
US-Kongresses trifft sich in Rom mit dem afghanischen Ex-König Zahir Schah, der
nach einem Sturz des Taliban-Regimes eine vermittelnde Rolle übernehmen soll. Montag, 01. Oktober:
Bush genehmigt eine verdeckte
Operation zur Unterstützung der afghanischen Opposition. In Deutschland läuft
bundesweit die Rasterfahndung an. Dienstag, 02. Oktober:
Die NATO akzeptiert
amerikanische Beweise für die Täterschaft Bin Ladens und erklärt den
Bündnisfall. Der britische Regierungschef Blair droht den Taliban mit einer
militärischen Antwort, falls sie "die Terroristen" nicht ausliefern. Mittwoch, 03. Oktober:
Die USA bitten die NATO-Partner
um Hilfe. Die Nordallianz in Afghanistan meldet Erfolge im Kampf gegen die
Taliban. Donnerstag, 04. Oktober:
Blair spricht von erdrückenden
Beweisen gegen bin Laden und sagt, es bestünden keine Zweifel an dessen
Verantwortung. Die NATO entspricht den Wünschen der USA, zu denen engere
Zusammenarbeit der Geheimdienste und die Bereitstellung von AWACS-Systemen zur
Luftüberwachung gehören. Freitag, 05. Oktober:
Die Taliban bieten Verhandlungen
und einen Prozess gegen bin Laden in Afghanistan an, was die USA immer strikt
abgelehnt haben. Samstag, 06. Oktober:
Bush fordert die Taliban
ultimativ auf, bin Laden und seine Gefolgsleute auszuliefern. "Die Uhr
läuft ab", sagt Bush. Blair kündigt eine "gezielte und angemessene
Aktion" an. Sonntag, 07. Oktober:
Die USA greifen Ziele in
Afghanistan an. Explosionen in
Kabul und Kandahar Die USA und ihre
britischen Alliierten haben nach Angaben des arabischen TV-Senders "Al-Dschasira"
die Städte Kabul, Kandahar und Dschalalabad aus der Luft angegriffen. Dabei sei
ein Stützpunkt des Taliban-Regimes in Kandahar zerstört worden, hiess es. Stromausfall in
Kabul Nach Angaben des
in Katar ansässigen Senders, der noch einen Korrespondenten in der afghanischen
Hauptstadt Kabul hat, konzentrierten sich die Angriffe auch auf den Flughafen im
Norden der Hauptstadt und die Stadt Dschalalabad. Wie der Sender in Live-Bildern
zeigte, gingen in einem Teil der Stadt etwa eine Stunde nach den ersten
Angriffen wieder die Lichter an. Zweite
Angriffswelle gestartet Inzwischen haben
die US-Militärs eine zweite Angriffswelle gegen die afghanische Stadt Kandahar
gestartet. Kandahar ist die Hochburg der radikal-islamischen Taliban und Sitz
des obersten Taliban-Führer Mohammad Omar. Rumsfeld:
B-2-Bomber bei Angriffen eingesetzt
Die USA haben
bei ihren Angriffen auf Ziele in Afghanistan unter anderem 15 landgestützte
Flugzeuge und 25 seegestützte Flugzeuge eingesetzt. Außerdem wurden 50
Tomahawk- Marschflugkörper abgefeuert. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld
bestätigte auch, dass unter anderem B-2-Bomber im Einsatz waren. Die Operation
sei noch nicht beendet, betonte er. Rumsfeld ließ aber offen, ob die Angriffe
in den kommenden Tagen fortgeführt werden. "Taliban
müssen Preis zahlen" Bush wies in
seiner Rede darauf hin, dass er die Taliban wiederholt gewarnt und dazu
aufgefordert habe, Osama bin Laden und dessen Gefolgsleute herauszugeben und
Terroristen-Trainingslager zu zerstören. Nichts sei geschehen: "Nun werden
die Taliban einen Preis zahlen", sagte Bush. Bush: "Wir
werden siegen" Der
US-Präsident wies zugleich darauf hin, dass es sich beim Kampf gegen den
Terrorismus um eine breit angelegte Aktion handele, die über Afghanistan
hinausgehe. Jedes Land habe eine Entscheidung zu treffen, ob es dem Terrorismus
eine Absage erteile oder nicht. Bush fuhr fort, dass der Anti-Terror-Kampf einen
langen Atem benötigen und schwierig sein werde. "Aber wir werden nicht
wanken, und wir werden nicht nachgeben", sagte Bush. Am Ende werde die
Freiheit siegen.
Britische
U-Boote im Einsatz Bei den
Militärschlägen gegen Afghanistan sind auch britische U-Boote im Einsatz.
Andere Truppeneinheiten stünden bereit, sagte der britische Premierminister
Tony Blair. Er sprach am Abend im Fernsehen von einem "Moment des
allergrößten Ernstes". Die NATO ist bislang nicht in die Militäraktionen
eingebunden. Das wurde am Abend aus Kreisen des Bündnisses in Brüssel bekannt. Taliban wollen
bin Laden trotzdem nicht ausliefern Trotz der
Angriffe wollen die in Afghanistan regierenden Taliban den Moslem-Extremisten
Osama bin Laden nicht an die USA ausliefern. Das meldete die Taliban-nahe
Nachrichtenagentur AIP am Sonntagabend in der pakistanischen Hauptstadt
Islamabad. Die Taliban verurteilten die Angriffe auf Afghanistan als
"terroristischen Akt der USA".
Schröder war
informiert Bundeskanzler
Gerhard Schröder war vom US-Präsident George W. Bush vorab über den
amerikanischen Angriff informiert worden. Das teilte Schröder am Sonntagabend
in einer ersten Stellungnahme in Berlin mit. Er unterstütze die amerikanischen
Angriffe auf "terroristische Ziele in Afghanistan ohne Vorbehalte",
betonte der Kanzler. Am späten Abend wollte Schröder bei einer Pressekonferenz
im Kanzleramt zum Beginn der US-Militäraktion Stellung nehmen. (Weitere
Informationen) [fw/dpa/AFP] Dienstag, 09. Oktober
2001:
Bei den US-Angriffen sterben
vier afghanische Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Mittwoch, 10. Oktober
2001:
El Kaida, die Terrororganisation
bin Ladens, droht den USA neue Anschläge mit entführten Passagierflugzeugen
an. Washington bezeichnet die Militärschläge als erfolgreich, die Lufthoheit über Afghanistan sei gewonnen. Donnerstag, 11. Oktober 2001:
Einen Monat nach den Anschlägen
von New York und Washington fliegt die US Army ihre bisher schwersten Angriffe
gegen Afghanistan. Erstmals werden auch Anti-Bunker-Bomben eingesetzt, mit denen
unterirdische Kommandozentralen der Taliban zerstört werden sollen. (dpa/ha) |